Bernd Kleinow - ein MusikerportraitFolk Blues Band | Thomas Stelzer | Unlimited Blues | The Harp - die CD
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Musikalisch allemal ein Star dank seiner faszinierenden Harp.
Nie und nirgendwo hat und wird man ihn aber als einen der üblichen "Show-Stars" erleben müssen.
Unbändige Musikbegeisterung trug ihn seinerzeit hinein in eine entstehende großartige Musikszene hierzulande (Berlin insbesondere),
die er mit seinem Spiel schließlich von Beginn an mit prägte und deren musikalische Ausdruckskraft er noch heute in sein Publikum trägt.
Bernd Kleinow steht für ein absolut unverwechselbar eigenes und außerordentlich intensives Harp-Spiel, das jeden stets aufs Neue in seinen Bann zieht.
Als er gemeinsam mit Stefan Diestelmann begann wurde er hierzulande ziemlich rasch zum wohl bekanntesten und erfolgreichsten Bluesharpspieler mit Kultstatus.
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Was man von Bernd Kleinows Vita wissen sollte:
- Als Jahrgang 1950 gehört er zur allerersten Generation der deutschen Blues- und Rockszene
- Seit 1974 war er zu hören mit der Hansi-Biebl-Band, Engerling, Jürgen Kerth, Karussell, der Jonathan-Blues-Band, Zenit, Mr. Adapoe, Travelling-Blues, Alex Blumes Intercityband und Mama Basuto, Silly, Memphis Slim, auch Helga Hahnemann oder Dean Reed. Filmmusiken u. a. mit Günther Fischer.
- Bekannt und bei seinen Musikerkollegen immer wieder zu deren Auftritten begehrt wurde er als Harpspieler der Diestelmann-Folkblues-Band (bis 1979), deren erste LP zur beliebtesten und meistverkauften Bluesplatte des Landes wurde. [siehe: Stefan Diestelmann]
- Nach seinem Hochschulabschluss als Diplomingenieur für Informationstechnik und 10 Jahren Job in der Nachrichtentechnik widmet er sich seit 1984 ganz der Bluesharp, die er bis dahin im Nebenberuf spielte.
- Zur Zeit ist Bernd Kleinow u. a. mit verschiedenen Bandprojekten unterwegs: gemeinsam mit Thomas Stelzer, als UNLIMITED BLUES mit Lutz 'Kowa' Kowalewski und BLUES INCORPORATED mit Bluesrudy. [aus: berndkleinow.de]
Vorab gesagt: Bernd Kleinow ist letztlich daran schuld, dass ich mich schon seit einiger Zeit fotografisch intensiv mit einer außerordentlich lebendigen Musikszene in und um Dresden jenseits des Mainstreams beschäftige. Von stetig wachsendem Publikum angenommen entfaltet sich hier eine spannende Musikwelt hervorragender Musiker des Blues, Jazz, Rock und anderem, in die auch immer mehr junge Leute nicht zuletzt der Dresdner und Leipziger Musikschulen hineinwachsen. Lebendige Tradition und junge musikalische Energie treffen hier eindrucksvoll zusammen - und was ich schon immer mal sagen wollte: Die uns da heute frisch aus den Musikhochulen begegnen, hätten schon früher zu Jazz-Mainstreamzeiten in riesigen Konzerthallen zu großen Beifallsstürmen herausgefordert. Was Musiker seinerzeit erarbeitet haben, lernen die jungen Leute rasch als Standart exzellent zu beherrschen.
Ganz gewiß wird man das, was sich hier abzeichnet, nicht vergleichen können mit dem, was in der frühen Zeit Bernd Kleinows entstand. Aber wer auch wußte denn damals schon, wohin solch eine musikalische Leidenschaft führen wird?
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Wir, also meine Frau und ich, hatten mitbekommen, dass Bernd Kleinow zum 10. Internationalen Blues & Rockfestival in Altzella (Mai 2012) zu hören und zu sehen sei, diesmal mit Lutz 'Kowa' Kowalewski.
Diesen auf der Bühne immer wieder faszinierenden "Typen" namens Bernd Kleinow hatte ich noch nie richtig vor meine Linse bekommen. Und wenn Sie sich die Bilder von ihm hier anschauen, werden Sie meinen fotografischen Ehrgeiz sicher verstehen.
Über meine Bilder von Altzella lernte ich dann Kowa kennen. Heute sind wir gute Freunde. Und so habe ich auch immer wieder neu das große Vergnügen, Bernd Kleinow persönlich treffen zu dürfen.
Einen besonderen musikalischen Grund hatte der Besuch des Festivals natürlich auch. Schon immer mochten wir Bernd Kleinows Bluesharp. Zu jener Zeit hatte ich aber eine neue Sicht und Substanz bekommen, seine besondere, intensive und leidenschaftliche Spielweise in die internationale Musiklandschaft einzuordnen.
Bevor ich meinen Neustart der Fotografie dank der digitalen Technik vollzogen hatte, war ich lange Zeit fast besessen darauf, allem an Musik habhaft zu werden, zu dem ich in jungen Jahren hier in Dresden keinen Zugriff hatte. Immer versierter am PC hatte ich feststellen müssen, was und wen ich alles auf dem Feld des Jazz, Blues und Rock nicht wirklich kannte. Hiesiges Radio (allenfalls Radio Luxemburg oder der sog. Soldatensender noch), das "Amiga"-Plattenlabel, die Bücher von Karl-Heinz Drechsel und natürlich das Dixieland Festival Dresden waren fast meine einzigen Quellen seinerzeit. (Ich hatte mal grob überschlagen: wollte ich heute alles hören, was ich zusammengetragen habe, müßte ich weit über 700 Stunden sitzen.) Wie doch ein Dresdner "Tal der Ahnungslosen" ein ganzes Leben prägen kann...
Einer mit Musiktiteln aufbereiteten Geschichte des Jazz (als CDs zwölf Scheiben), mehreren Blues-Sammlungen und einem Überblick zur Bluesharp galt meine besondere Aufmarksamkeit. Ein paar Scheiben fürs Auto habe ich mir gemacht. Schön zu sehen, wenn ich mit offenen Fenstern an einer Bushaltestelle der Studenten stehe und alle anfangen, mitzuwippen...
Als diese Mundharmonika aus Europa in den amerikanischen Südstaaten auftauchte, prägte sie rasch die "schwarze Musik". Schon für die Worksongs der Plantagensklaven ersetzte dieses Hosentascheninstrument die Fiedel. Als Bluesharp trug die Mundharmonika schließlich eine ganz eigene Emotionalität in die Musik. An Sergio Leones legendärem Westernklassiker "Spiel mir das Lied vom Tod" z. B., dessen epischen Bilder er in ganzen Passagen zum Rhythmus der Musik inszenierte, wird erkennbar, was dieses kleine Instrument leisten kann. Dass Leone damit ein Stück Filmgeschichte schrieb, wäre ohne die Kompositonen Ennio Morricones undenkbar (gespielt von Franco de Gemini - hier auf YouTube 2012, 2007 gewann er den "International HOHNER Award").
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Also nicht ganz zufällig wird in der Filmproduktion immer wieder gern auf die Mundharmonika zurückgegriffen. Herrmann Zschoche inszenierte 1980 "Und nächstes Jahr am Balaton". Eine locker leichte Sommergeschichte junger Leute seiner Zeit auf ihrem Weg nach Bulgarien mit so einigen ungewollten Zwischenfällen für die Hauptakteure. Vor allem aber zeigt der Film ihren in allen Belangen ungezwungenen und sehr selbstbewußten Umgang mit den Dingen und Situationen, mit denen sie sich konfrontiert sahen. Und das bisweilen dann auch noch im direkten Kontrast zum unbeholfenen Verhalten ihrer Elterngeneration unter ähnlichen, aber von ihnen eher als äußerst mißlich empfundenen Gegebenheiten. Offenbar konnten sich junge Kinobesucher gut damit identifizieren. Von den Lesern der Jugendzeitschrift "Neues Leben" gab es den Filmpreis bester DEFA-Film 1980.
Günther Fischer (deutsche-mugge.de) komponierte die Filmmusik, einen überaus eingängigen Mundharmonikablues.
Bernd Kleinow, "Mundharmonikablues" (2:40)
Günther Fischer wußte, Blues trug das Lebensgefühl eines Großteils der jungen Leute damals und paßte hervorragend zum ganzen Reise-Szenario dieses Films: Raus aus dem alltäglichen Lebensrhythmus und vorbehaltlos neugierig bleiben auf alles, was einem auf der Landstraße und in fremden Städten begegnet. Auch mußte nicht erst ein Bluesharpspieler gesucht oder international eingeflogen werden. Er kannte Bernd Kleinow und die ausgesprochen emotionale Wirkung seiner einzigartig groovigen Bluesharp vorher schon.
Was ich damit auch sagen will: Was sich Bernd Kleinow von jungen Jahren an erarbeitet hat, ist musikalisch absolut auf internationalem Niveau. Und vor allem: Er wurde unverwechselbar in seiner Spielweise.
Dabei hatte er nie eine professionelle musikalische Ausbildung, auch gab es praktisch keine gedruckte Mundharmonika-Schule, der man hätte folgen können. So hatte er mit unbändiger Musikbegeisterung und Leidenschaft alles, was ihm in den 60er und 70er Jahren an Blues, Jazz, Rock zu Ohren oder in die Finger kam, zusammen getragen, was am Ende zur Grundlage seines charakteristischen Musizierens wurde. Dem kam damals sehr entgegen, dass er ein gebürtiger Berliner ist. So hatte er eine sehr lebendige Musikszene um sich und die musikalisch interessantesten, empfangbaren Radiosender (RIAS z. B.).
Mir ist daran gelegen, dass sie sich selbst ein Bild machen können. Vergleichen Sie ihn einfach mit dieser internationalen Bluesharpikone John Mayall (mit einem interessanten Jazz-Groove übrigens). Und hier Bernd Kleinow mit "Bye Bye Bird" (3:33). Beide sehe ich absolut auf Augenhöhe. Mancher meint: Besser als Mayall.
Ich frage aber dennoch mal: Ist Ihnen beim Zuhören vielleicht noch etwas interessantes aufgefallen? Wenn nicht, versuchen Sie es erneut und achten Sie vor allem darauf, wie beide technisch mit ihrer Mundharmonika umgehen...
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Obwohl beide mit ihrem Spiel natürlich ganz für sich selbst stehen, bleiben Ähnlichkeiten unverkennbar.
Und das ist absolut kein Zufall. Als Bernd Kleinow mit der Mundharmonika begann, hatte es ihm John Mayall neben Sonny Terry oder Sonny Boy Williamson z. B. besonders angetan. Dessen Spielweise traf sein Empfinden, wie man eine Bluesharb ausgesprochen groovig und intensiv erleben kann. So quälte er sich beim Üben dann auch solange, bis sein eigenes Spiel so klang, wie er es sich vorstellte und den Klangbildern seiner Vorbilder nahe kam. Mit seiner Bandpraxis, vor allem mit der Gitarre als Partner, wurde er schließlich jener Bernd Kleinow, wie man ihn auf den Bühnen nun schon 40 Jahre lang kennt.
Dahinter steckt die Frage, wie kommt man ausgerechnet zu dieser Musik? Und wie wird einer dann gar ein solch exzellenter Musiker? Zumal Bernd Kleinow seinerzeit zwar von riesiger Musikbegeisterung getragen wurde aber eigentlich zunächst nie vor hatte, eine Musikerkarriere einzuschlagen. Familie und seinen Ingenieurberuf ordnete er für sich lange Zeit noch vor seiner Musikleidenschaft ein.
Nicht selten wird bei dieser Frage ins Feld geführt, wie oft einer diese oder eben jene Musik zu Gehör bekam und sich daraufhin dem einen oder anderen eher zugeneigt meinte, weil er daran Gefallen fand.
Aber erstens stimmt es so nicht ohne weiteres: Uns jedenfalls hatte seiner Zeit allein schon "Love Me Do" (der allererste Beatles-Song) völlig ausgereicht, um alles, was bis dahin nach "Caprifischern" klang, endgültig aus unserem Leben zu verbannen und ganz und gar in eine absolut neue Musikwelt einzutauchen. Und zweitens zeigt das nur einen äußeren Schein dessen, was tatsächlich dabei abläuft.
Bei Arbeitspausen am PC klicker ich keine Computerspiele. Ich nehme mir den Newsticker der Süddeutschen vor oder stöbere bei Youtube u. a. Musikclips der 60er/70er... Manchmal lese ich auch einige Kommentare dazu. Sehr befriedigend ist dabei immer wieder, die Begeisterung der jungen Leute für "unsere" Musik nachlesen zu können. Einer der Kommentare war außerordentlich bemerkenswert, er meinte: "Wenn ich diese Musik hier höre, weiß ich ganz genau, wie Ihr damals 'drauf wart' !"
Statt also zu fragen, was man an welcher Musik mag, lautet die eigentliche Frage: Was im Leben eines Menschen steckt dahinter, dass er sich ausgerechnet eher für die eine und eben nicht gerade für eine ganz andere Musik begeistert?
Musik gehört unmittelbar zum Leben, zu dem, was wir in unserem Leben tun, auch wie wir es tun, für jeden einzelnen. Sie berührt und trägt grundlegendere Bedürfnisse als uns zumeist bewußt wird. Schon das Schlaflied für die Kleinen, die noch weit davon entfernt sind, sprechen zu lernen: Zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt des Tages regt sich das Bedürfnis, etwas zu tun, das wir "schlafen" nennen. Das Lied trägt dieses Bedürfnis und hilft allemal auf angenehme Weise zu tun, was nun nötig wird. Eines der Lieblingslieder unserer Enkelin als sie drei war: "Aua, aua, das tut weh, sodass ich weinen muß. Da nimmt mich Papa in den Arm und gibt mir einen Kuß......"
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Seit "Love Me Do" oder "I Can't Get No" hatten wir unsere ganz eigene Musik, die "nur uns gehörte". So störte uns nicht wirklich, wenn Muttern oder wer auch immer mit ihrem Heintje oder einer Peggy March mit dem "Tagebuch einer Siebzehnjährigen" ziemlich verklärt vor dem Radio saßen.
Historisch gesehen trug unsere Musik Lebenseinstellungen und Verhaltensweisen, die, freiheits- und erlebnishungrig wie wir waren, vielen weltweit eigen waren, ohne dass etwa zwangsläufig jeder zum "Blumenkind" mutierte. Gewiß kein Zufall.
In der Literatur kann man nachlesen, dass zu "unserer" Zeit in der DDR rasch etwa 5400 Amateurbands entstanden. Wir alle haben plötzlich selbst "Musik gemacht". Mit drei oder vier Griffen schon auf der Gitarre war möglich, "I Can't Get No" nachzuspielen, um es selbst laut "herausbrüllen" zu können. So hatten wir unsere Musik praktisch immer bei uns und konnten sie für uns selbst noch deutlich intensiver haben. Diese Musik haben wir eigentlich nicht gehört, wir haben sie "gelebt". Durch nichts und niemanden ließen wir uns das stehlen.
In Freundeskreisen, die ja entstanden, weil man sich mochte und "gut miteinander konnte", stellte sich rasch heraus, dass die meisten dann auf dieselbe Musik "standen". Langweilig unter uns war es jedenfalls nie, auch immer wieder neues, ja auch "verrücktes" fand bei uns Raum. Die Musik war dann wie ein Draht, auf dem unsere Kommunikation untereinander statt fand.
Übrigens, solch ein Elektronikteil, das man "Transistor" nennt, löste für uns zur rechten Zeit die Elektronenröhre im Radio ab! Wer draußen auf der Liegewiese des Strandbades im "Kofferradio" den aktuellsten Titel hörte, rief es uns im Wasser zu. Von der einen zur anderen Sekunde ließen wir abrupt alles stehen oder fallen - sogar das Mädchen, das wir gerade auf den Armen trugen - und rannten auf die Wiese.
Neben dem Kofferradio wurden der Plattenspieler (das schönste Geburtstagsgeschenk bei vielen) und das Tonbandgerät (meine erste Anschaffung mit dem Lehrlingsgeld) die wichtigsten Begleiter unseres jungen Lebens, mit denen wir ungemein viel Zeit verbrachten. In Plattenläden und im Rundfunk sammelten wir alles, was wir von unserer Musik finden konnten. Dass es dabei nicht ganz egal war, wo man wohnte, hatte ich ja bereits angemerkt.
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Diese Geräte stehen aber auch dafür, dass wir begannen, unserer Musik immer weiter und tiefer nachzustöbern. Wir bekamen mit, auch durch unsere Idole selbst, dass diese Musik ihre Wurzeln in der "schwarzen Musik" hatte. So einige von uns entdeckten im Blues oder auch Jazz unüberhörbare Ursprünge jenes Grooves unserer Musik, der uns so schnell und tief berührte. Aus dem Leben mit der Musik wurde bei vielen eine intensive Beschäftigung mit der Musik. Manche Impulse dafür kamen auch von Vätern, Verwandten, Bekannten und engen Freunden. Einer dieser Schul- und Studienfreunde Bernd Kleinows hieß Hendrik Drechsel. Und dessen Vater heißt Karl-Heinz. Welch ein beneidenswerter Glücksfall!
Karl-Heinz Drechsel hatte ich zuletzt erlebt, als er wieder einmal Chris Barber und Mr. Acker Bilk, ein Jahr darauf das Zentralquartett in Köpenick präsentierte. Alle nun über 70 bzw. gar 80 und mit einer derart feinfühligen Exzellenz im Spiel, die man eigentlich als Steigerung vor über 40 Jahren schon nicht mehr für möglich gehalten hätte.
Diese deutsche Legende des Jazz besaß eine schier unglaublich umfangreiche Plattensammlung des internationalen Blues und Jazz. Sie wurde möglich, weil er im Verlaufe der Zeit mit den 40ern schon beginnend selbst unzählige Jazzveranstaltungen organisierte und moderierte. Louis Armstrong und Albert Mangelsdorf z. B. begleitete er hierzulande auf deren Tourneen, er ist einer der Väter des Dixieland Festivals Dresden, als Rundfunkmoderator präsentierte er regelmäßig den Jazz. Und: Von den abenteuerlichsten Geschichten, wie so einige der Schallplatten in die DDR gelangten, weiß er zu berichten. [siehe: Karl-Heinz Drechsel, auch: "Dr. Jazz" der DDR, oder: Ein Leben mit dem Jazz]
Sie werden sich vorstellen können, was das für Berd Kleinow bedeutete! Nächte lang überspielte er auf sein Tonbandgerät, was er dabei für sich neu entdeckte. Unter anderem und vor allem aber die Bluesharp natürlich.
Bis dahin spielte auch Bernd Kleinow die nötigen Gitarrengriffe. Nun besorgte er sich eine Mundharmonika. Natürlich könnte man mit ein paar Akkorden auch an diesem Instrument Lieder einfach nur begleiten. Eine Bluesharp wäre dann allerdings nicht zu hören. So blieb ihm eigentlich gar nichts anderes übrig, als mit großer Energie und Leidenschaft solange an der Beherrschung des Instruments zu arbeiten, bis er das zum virtuosen Musizieren nötige Maß an Perfektion erreichte. Eine richtig harte Arbeit. Um bei diesem Unterfangen seine Ziele zu erreichen, braucht es die erkennbaren Fortschritte zwischendurch, die einem Befriedigung geben und jene Freude bereiten, die zum weiteren "Dranbleiben" motivieren.
Für alle zur Beruhigung, die es je versucht haben oder versuchen mußten, ein Instrument wiedererkennbar zu spielen: Das "vorgeprägte" Talent zur Beherrschung des Instruments erst bringt diese Fortschritte deutlich hervor und läßt einem diese intensive Arbeit bis hin zur Perfektion überhaupt erst durchstehen. Bleibt die Quälerei das vorherrschende Empfinden, wird mit ziemlicher Sicherheit allenfalls der Hausgebrauch eines Instruments übrig bleiben. Ohne diesen Perfektionismus "mit Leib und Seele" ist kein Musiker zu haben. Vor allem aber: Mit Bernd Kleinow und der Harp kamen praktisch zueinander, was geradezu auf natürliche Weise auch zusammen gehört!
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Auf alle Fälle sah sich Bernd Kleinow hinreichend gewappnet, bei den Bands, deren Auftritte er schon immer gern und oft besuchte, nachzufragen, ob er nicht mitspielen dürfte. Und eine der ziemlich neuen Bands, die er gleich mochte in der Art, wie sie spielten, war "VAIH HU". Auf seine Frage dort bekam er von Stefan Diestelmann, der längst schon unter der bluesbegeisterten Jugend seinen Namen hatte, ein: "Nee, lass mal..." Eine ziemlich unbefriedigende Begegnung mit ihm vorerst.
Mit der ganzen Band hatte er auch nie gespielt. In einem Hinterzimmer schließlich hatte Diestelmann sich darauf einlassen können, dass Berd Kleinow sich im Spiel mit ihm allein beweisen durfte. Es hatte sofort blendend miteinander funktioniert, sodass tatsächlich mehrere Konzerte folgten, die sie als Duo spielten. Was für ein traumhafter Einstieg dann doch noch!
Allerdings fehlte zunächst noch etwas ungemein wichtiges. Genauso, wie man erst mit einem Stempel vom "Amt für Personenstandswesen" als Bestätigung seiner Geburt amtlich unbeschwert auf dieser Erde wandeln darf, brauchte man seinerzeit extra eine Auftrittserlaubnis. Dafür mußte man sich bewerben. Aber nicht, wenn Diestelmann mit im Spiel ist! Eines Tages legte er Bernd Kleinow ein Stück Pappe auf den Tisch: Siehe Bild rechts. Seine "dunklen Kanäle" hat er nie preisgegeben.
Das war durchaus nicht ganz uneigennützig, wie sich zeigte. Bald schon reifte bei Diestelmann ein neues Musikprojekt, bei dem Bernd Kleinow seinen Platz haben sollte: Die legendär gewordene "Folk Blues Band".
Es folgte eine unglaublich intensive und überall gefeierte Bandpraxis von 1977 bis 1979 mit etwa 100 Auftritten im Jahr (das eine oder andere Auftrittsverbot gehörte dann auch dazu). Das alles neben seiner beruflichen Tätigkeit als Fernmeldeingenieur. Auch ausdrücklich, um Bernd Kleinow zu hören, kamen Besucher in die Konzerte der Band. Diestelmann und Kleinow gehörten seinerzeit irgendwie immer zusammen. Die erste Platte erschien 1978.
Dass so etwas nicht ewig gehen kann, nebenberuflich vor allem, liegt auf der Hand. Für solch exzellenten Musiker, der seiner Zeit bereits Kultstatus genießen durfte, wurde daraus ein neuer "Karriereschritt". Bis heute war fast immer er es, der von Musikerkollegen nachgefragt wurde. Nahezu mit allen, die in der Musikszene einen Namen hatten, stand er auf de Bühne. Natürlich war das auch eine gute Situation, um musikalisch nicht auf den Blues allein beschränkt zu bleiben. Was dabei aber noch wichtiger wurde: Mit seinen Bühnenerfolgen hatte er sich selbst die nötige Basis erarbeitet, um seine Musikleidenschaft nun auch beruflich an erste Stelle setzen zu können. Mit Jürgen Kerth errang er 1984 bei einem sog. Interpretenwettbewerb die Goldmedaille und für sich einen höchstamtlichen Ausweis als Berufsmusiker.
Genießen Sie im Folgenden ganz einfach die unverwechselbar eigene und überaus groovige Bluesharp Bernd Kleinows, der in einer wahrlich verrückten Zeit zu einem Ausnahmemusiker geworden ist.
Diestelmann Folk Blues Band u.a.Start | Folk Blues Band | Thomas Stelzer | Unlimited Blues | The Harp - die CD
Bild 5 mit ST als CAPITAL BLUES DUO
(der sich übrigens ST nennt, weil er das so will, weil er als Künstler wahrgenommen werden will und sein Privatleben aus allem heraushalten möchte, aus: deutsche-mugge.de);
Bild 7 mit Jürgen Kerth
Bernd Kleinow mit Thomas Stelzer u. a.Start | Folk Blues Band | Thomas Stelzer | Unlimited Blues | The Harp - die CD
(Thomas Stelzer and Friends: Thomas Stelzer - vocal, piano; Christoph Dehne - drums; Bernd Klainow - harp; Thomas Böhme - bass; Bernd Aust - sax, flute)
"Train, Train" (Th. Stelzer) 2:30 | "...??" (...??) 3:46 | "Junko Partner" (R. Ellen) 8:46
Bernd Kleinow mit Lutz'Kowa'Kowalewski, Unlimited BluesStart | Folk Blues Band | Thomas Stelzer | Unlimited Blues | The Harp - die CD
"Boom Boom" (John Lee Hooker) 6:01 | "Country Honk" (Mick Jagger, Keith Richards) 5:58 | "Let`s work together" (Canned Heat) 2:32
Bernd Kleinow, The Harp - die CDStart | Folk Blues Band | Thomas Stelzer | Unlimited Blues | The Harp - die CD
"Hometown Blues" (Steve Earle) 3:06 | "I'm So Tired" (Lonesome Sundown ) 4:48