Antje Rößeler - ein Musikerportraitim "Blue Note" | "Blaue Fabrik" | Probenzeit | Sven Icke | Saxstall
Eine bezaubernde Perle unter all den Rock- und Jazz-Haudegen und Blues-Barden in und um Dresden...
In einem Musikerelternhaus aufgewachsen, von klein auf mit Geige und Klavier vertraut und Musikpreisen honoriert, gaben ihr der Jazz der Bigbands ihres Gymnasiums und ein völlig unorthdoxer aber "cooler" Jazzklavierlehrer einen neuen Schub für leidenschaftliches Musizieren.
Noch Musikstudentin aber bereits mit bemerkenswerter Stilsicherheit führt sie uns ihre ganz eigene Musik vor, die sie mit ausgeprägt individuellem Jazzklavierspiel zum Klingen bringt.
Schauen Sie sich hier um und Sie lernen jene Seiten von Antje Rößeler kennen, die sie zu einer selbstbewußten Musikerpersönlichkeit machen. Sie weiß ziemlich genau, was sie will - genauer bisweilen als es ihr selbst immer bewußt scheint.
© Antje Rößeler [Trio Roetlese]: "Raindrop2" 5:35
Antje Rößeler - ein MusikerportraitStart | im "Blue Note" | "Blaue Fabrik" | Probenzeit | Sven Icke | Saxstall
Was man von Antje Rößelers Vita wissen sollte:
- Im Januar 1989 in Berlin geboren
- Hinwendung zum Jazz 2003 mit den Big Bands der Jazzkooperative Berlin und durch Jazzklavierunterricht bei Daniel Regenberg, seit 2011/12 eigene Kompositionen
- Langjähriger Unterricht bei Tim Sund und Julia Hülsmann, Teilnahme an Workshops wie Giant Steps und das Mitwirken in den Jugend-Bigbands UBB, JayJayBeCe und LaJJazzO Brandenburg unter der Leitung von Jiggs Whigham
- 2009 bis Mitte 2014 Studium an der HfM Dresden und Gründung ihres Trios "Roetlese" mit Sebastian Braun (b) und Leon Griese (dr)
- 2013 Studium an der KMH Stockholm bei Ove Lundin sowie Unterricht bei Gregoire Peters, Richie Beirach, Florian Weber, Dan Tepfer und Jean-Francois-Prins [aus: antje-roesseler.de]
Mit dem, was dann als "Finnischer Joghurt", "Raindrops" und dem Spiel der Drei so scheinbar leicht und locker daherkam und die Zuhörer sofort vereinnahmt hatte, passierte mir etwas ganz Erstaunliches:
Ich wurde sofort an Esbjörn Svensson erinnert! - allerdings zeigte absolut nichts an, dass sie etwa irgend etwas von ihm zu kopieren versuchte, ganz im Gegenteil. Was war es dann, was mich an ihn erinnern ließ?
Als dieser faszinierende Schwede mit seinen Musikern die Bühnen der Welt eroberte, waren es vor allem musiktheoretisch geschulte Kommentatoren, die oft nicht recht einzuordnen wußten, was für ein "neuer Jazz" da plötzlich so viele begeisterte. "Eine Rockband, die Jazz spiele", war u. a. zu lesen... Natürlich haben sie den Jazz keineswegs neu erfunden, etwa so, dass diese Musikgattung nun neue Begeisterung im Mainstream hervorrufen könnte. Nein, "E.S.T" war / ist allein deshalb eine wirklich neue Musik, weil sie nichts anderes als eine ganz und gar von diesen Dreien empfundene Musik darstellt, die von Stilmitteln des Jazz getragen wird. "Was wir machen, nämlich Musik, bedeutet vielleicht nicht wirklich vielen Leuten etwas, aber wenn man sich in die Musik hineinfallen lässt, wird man auf eine Reise mitgenommen und kann sein eigenes Wunderland entdecken..." (Dan Berglund, Bassist des "E.S.T") [in: laut.de/E.S.T] Sie berührt noch immer Stimmungen und Befindlichkeiten einer begeisterten Zuhöhrerschaft auf ihre ganz eigene und musikalisch unverwechselbare Weise.
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Das war es, was diese Erinnerung auslöste: Eingängige, geradlinige und einfach schöne Melodieführungen und interessante, unterspielte Rhythmik, denen Antje Rößeler eine eigene Brillanz verleiht. Ihre Kompositionen, die von ihrem bereits ausgeprägt individuellen Klavierspiel getragen werden, lassen begeistern. Und selbst für ihre Musikerkollegen ist es ihr besonderes Jazzklavier, was ein Zusammenspiel mit ihr "immer wieder neu und spannend gestaltet".
Ich habe keinen Zuhörer gesehen, der sich nicht in Antjes Musik und das Musizieren ihres Trios "hineinfallen ließ" und auf deren "Reise mitgenommen" wurde.
Jeder, der sich mit seinem musikalischen Schaffen ernst nehmen und sich hohen persönlichen Ansprüchen stellen will, wird für sich selbst erst einmal entdecken müssen, was es denn ist, dieses Eigene, das zum Unverwechselbaren werden kann. Allerdings setzt das voraus, dass man ausdrücklich mit sich selbst verabredet haben muß, dass man das auch wirklich will! So etwas stellt sich kaum wie von selbst ein.
Ich meine, Antje Rößeler ist dabei, ihren eigenen musikalischen Weg zu gehen. Und so einiges "organisiert" sie sich dafür auch ziemlich zielstrebig.
Doch erst einmal zurück als Antje Rößeler für sich den Jazz entdeckte. Eine Mitschülerin ihrer Musikschule nahm sie mit zu einer der Big Bands der Jazzkooperative Berlin. Antje merkte, dass sie in der Bigbandformation schon mit ihrem klassischen Klavier ordentlich zurecht kam. Sie bekam einen Musikstudenten an die Seite. Techniken des Jazzklaviers bekam sie dabei recht pragmatisch mit: temporeiche Erklärung, vorführen, nachmachen, üben... Ihre Begeisterung für den Jazz, die Spiellaune wuchsen und die Lust auf das neue gemeinsame Musizieren war nicht mehr zu bremsen. Auch, weil es nicht mehr diese Klassik-Schulwelt mit den "dazugehörigen Lehrern" war, was sie neu entdeckt hatte. Die Leute, die Jazz machten, waren von einem ganz anderen Schlag.
So passierte etwas Bemerkenswertes. Zu ihrem klassischen Klavierspiel entwickelte sie die Fertigkeiten hinzu, die man für den Jazz braucht, ohne einer Größe der Jazzhistorie nachzulaufen. Von Beginn an war sie praktisch auf ihre ganz individuelle Spielweise orientiert. Und sie hatte jetzt etwas Eigenes, was sie wichtig nehmen konnte, durfte. Dass sie vor ihrem Musikstudium extra noch ein Jahr professionellen Jazzklavierunterricht nahm, spricht von ihrem Ehrgeiz, diesen neuen, spannenden Weg mit aller Konsequenz zu gehen. Gleich im ersten Jahr ihres Musikstudiums in Dresden fand sie mit ihrem Bassisten Sebastian Braun und dem Drummer Leon Griese zusammen. Zu dritt machten sie sich auf, ihr Spiel in eigener Formation zu finden. Heute, nach fünf Jahren gemeinsamer Arbeit, präsentieren sie ihren Zuhörern allemal souveräne Auftritte. Seit Antje näher mit dem Komponieren vertraut wurde, werden diese Auftritte zunehmend von ihrer Musik geprägt.
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"Raindrop 2" - Antje Rößeler beim Komponieren
Dass sie das Komponieren für sich entdeckte, war eigentlich nur eine Frage der Zeit und der Anregung zu passender Gelegenheit. Neugierig, wie ich bin, ließ ich mir vorführen, wie Komponieren geht.
Interessant übrigens, der Vorgang, dem man sich dabei stellen muß, ist von der mir vertrauten wissenschaftlichen Arbeitsweise gar nicht so weit entfernt und kann durchaus gleichermaßen quälend werden, wenn sich verschiedene Wege verstricken oder neue Denkmöglichkeiten zu versiegen scheinen. Der Gegenstand ist ein anderer, andere Sinneswahrnehmungen und Fertigkeiten braucht es. Was aber nicht jeder glauben mag: Sogar die entwickelte Logik eines Gedankens hat sehr wohl auch ihre Schönheit und Eleganz wie Musik, Tanz, Literatur, Theater und Fotografie. Es entstehen Gebilde mit jeweils eigener innerer Geschlossenheit und Dynamik. Umgekehrt gibt es auch eine musikalische Logik.
Wichtiger war mir aber eine noch andere Entdeckung, als sie mir ihr Komponieren am Klavier praktisch vorführte. Die Entstehung eines Liedes beginnt mit einzelnen Harmonien oder "Tonschnipseln" - Musiktheoretiker mögen mir verzeihen. Bei ihrem "Raindrop 2" waren es die Akkorde, mit denen das fertige Lied auch beginnt - der musikalischen Form nach ein sog. "Drop 2"!
Aus Lehrbüchern kann man lernen, auf welch vielfältigen Wegen nun die "Weiterverarbeitung" möglich wird. Vorstellen kann man sich das wie einzelne Stränge eines Netzes, die mehr oder weniger systematisch verfolgt werden. Wenn die Komposition dann "rund" werden soll, helfen verschiedene Bilder im Kopf. So dann auch "Raindrop" als Wortspiel im Titel des Liedes.
Als Beispiel zeigte sie mir, was aus fünf zusammenpassenden Tönen nach und nach so entstehen könnte. Einige der möglichen Varianten ließ sie gleich außen vor, anderen hörte sie länger nach und ein oder zwei notierte sie. So weit, so gut.
Spannend für mich nun war, dass ich hören konnte, was sie gleich wieder verwarf und welche Sequenzen sie letztlich aufschrieb, also favorisierte. Verworfen hat sie natürlich, was musikalisch nicht tragfähig war. Es waren aber auch durchaus schöne Sachen dabei, die unter den Tisch fielen. Aufgeschrieben hatte sie schließlich jene Passagen, an denen man beim Zuhören gleich wieder ihr charakteristisches Klavierspiel wiederentdecken konnte. Ja, klar doch, möchte man meinen. Aber...
Wenn David Garrett Rachmaninoffs Concerto No. 2 auf unnachahmlich phantastische Weise spielt, bleibt es Rachmaninoffs Concerto No. 2. Wenn das legendäre Zentralquartett ein traditionelles Kinderlied spielt, wird das eine völlig neue Musik. Wenn Pascal von Wroblewsky Klassische Lieder singt, ist das am Ende dann ganz allein ihre Musik. Was ich zeigen will: Antje Rößelers Jazzklavier - und damit natürlich auch ihr ganzes persönliche musikalische Empfinden - trägt das Potenzial für eine unverwechselbar eigenständige Musik.
Und das weiß sie auch. [übrigens: aus der spontanen Vorführung ist inzwischen ein neues Lied fertig!]
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Ich hatte sie auch gefragt, welche Komponisten der Klassik sie bisher immer auch mit Freude spielte und nicht nur, weil sie es sollte. Vor einiger Zeit sei es Musik des Impressionisten Maurice Ravel gewesen, ansonsten immer wieder gern Bach. Bach wird übrigens sehr oft genannt von Jazzmusikern, die sich ihre eigene Musik erschließen, vielleicht kein Zufall. Ein bisschen hatte ich auf Schumann oder Schubert gehofft, hätte ich für passend empfunden. Weit dahergeholt sei die Idee aber durchaus nicht, meinte sie. Vielleicht hören wir ja irgendwann einmal eine "Schöne Müllerin" oder "Forelle" auf Rößelerinnen Art...
Doch zurück zu dem, wie dieses Eigene bisher werden konnte und wie sie sich diesen Weg selbst bereitet hat. Im Vorgespräch zu Antjes Portrait fragte ich noch ziemlich beiläufig, wie ihr Studium in Dresden so laufe und was sie am Ende für sich mitnehme. Naja, meinte sie, das Verhältnis der Lehrer zu den Studenten sei bisweilen etwas akademisch "unterkühlt". Dass sie viel lernen konnte, sei unstrittig. Aber, gerade die Freiheiten des neuen Musizierens und ihres eigenen Spiels entdeckt, vermißte sie an der Hochschule doch etwas die besondere musikalische Atmosphäre des Jazz. Warum aber sich damit abfinden?
Sie ging 2013 für ein Jahr an die Stockholmer Musikhochschule. Hier war ein anderes Flair zu spüren. Und nicht nur das. Sie begab sich in eine sehr lebendige, faszinierende Musikszene mit hervorragenden Jazzmusikern. Mehr als andere ging sie mittwochs zu spannenden Sessions zum Mitspielen. Sie fand Partner für interessante neue Musikprojekte, wie zum Beispiel ihr "ArKs-Duo" mit Kristine Schlicke (tp). Dieses Jahr dort brachte ihr unverzichtbare Erfahrungen, die ihr musikalisches Selbstbewußtsein stärkten. Am 10. Juli 2014 absolvierte sie erfogreich ihr Diplomkonzert Jazz-Piano und darf sich dipl.mus. dipl.paed. nennen. Wenige Tage später schon verschenkt sie ihre letzten Möbelstücke aus ihrer Dresdner Wohnung. Was meinen Sie wohl, warum? Sie wird ab August erneut u. a. nach Stockholm gehen ("Nordic Master of Jazz" - eine Meisterklassenausbildung wird das), in diese ihr vertraute Musikszene und zu musikalischen Freunden. Mit ziemlich klaren Vorstellungen übrigens, was neue Projekte betrifft und woran sie für sich selbst musikalisch weiter arbeiten wird. Einen ihrer wichtigsten Schwerpunkte sieht sie darin, mehr Jazz-Standarts ganz auf ihre eigene Weise zu beherrschen. Ihr Repertoire möchte sie damit erweitern und sich neuen Raum für das gemeinsame Musizieren mit anderen schaffen. Stelle sich das keiner so einfach vor, als käme es dabei allein darauf an, die gewohnten Fingerfertigkeiten anzuwenden. Das will mit Mühen erarbeitet sein. Einer prägte einmal das Wort "er-improvisieren", was etwa bedeutet, sich ganz eigene, wiederholbare und wiedererkennbare musikalische Strukturen im Spiel auch der Stücke anderer zu erschließen. Ich wünsche ihr dabei viel Glück und Erfolg.
Ich bin mir sicher, dieses Portrait werde ich bald fortsetzen. (August 2014)
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August 2015: Heutzutage kann man ja recht gut verfolgen, wie es Bekannten, Verwandten und Freunden an fast allen Ecken der Welt geht, wie aktiv sie Ihre Zeit gestalten und Vorhaben umsetzen. Und so konnte ich immer wieder 'mal "nachschauen", welch musikalisch umtriebiges Jahr Antje Rößeler im Norden Europas hinter sich gebracht hatte. Für diese Zeit stehen Musikprojekte wie "LauAntai" (Duo mit Laura Schuler, Violine), "Trio fANTOSI" (Stockholm Trio, Antje Rößeler - p, Tom-Eddye Norden - b, Simon Andersson - dr), Auftritte im Duo mit Sanna Ruohoniemi - voc, Duo Konzert mit Jeanfrancois Prins - git, bis hin zum BigBand-Auftritt zum New Sound Made Jazzfestival der Königlichen Musikhochschule Stockholm. Über Antjes Homepage (LINK hier oben auf der zweiten Seite) finden Sie dazu einige der bemerkenswertesten Stücke zum Anhören auf "soundcloud.com". Und dann war da noch das "Rößeler-Schlicke svensk-tysk projekt", eine Fortführung der musikalischen Partnerschaft mit Kristine Schlicke, kurz: "Sven Icke". (Wie diese nötige Kurzform zustande kommt, ist gar nicht so schwer herauszupuzzlen, wa...?)
Schon im Vorjahr begannen beide damit und waren auch wieder "im Süden" unterwegs, also Berlin seinerzeit. Auch für den Juli diesen Jahres hatte Antje dann, wie sie sagte, "die Musiker eingesammelt" zur Berlin- und Dresden-Tour: neben Kristine Schlicke Sanna Ruohoniemi - voc, Tom-Eddye Norden - b, Hannes Sigfridsson - dr.
Zwei wundervolle neue Stücke ihres Repertoires der Tour hat Antje mir frei gegeben: "Lina" (ihre eigene Komposition) und "Sailing on a moment".
Das zweite Stück halte ich musikalisch und für mich selbst als Jazzliebhaber seit Mitte der 60er Jahre für besonders bemerkenswert. Die jungen Musiker haben sich damit keineswegs einfach nur einen interessanten Jazz-Standard mit eigener Spielweise er-improvisiert. Sie haben aus John Coltranes "Moment's Notice", das von vielen anderen schon als Standard gespielt wurde, vielmehr ihre ganz eigene Musik entwickelt. Mit keiner Note geht dabei dieses besondere Flair des Modern Jazz verloren mit seinen "quick-moving harmonic twists" und der seinerzeit begann, in den Free Jazz hinüber zu wachsen - ganz wie wir es damals schon mochten. Dieses Besondere bleibt von ihnen eher auf spannende Weise aufgehoben. Indem Sanna Ruohoniemi eine neue Melodie mit finnischem Text zu Coltranes Stück eingebracht hat und in der Art und Weise wie die fünf in ihren Improvisationen aufeinander zugehen, ist ein sehr heutiger Jazz entstanden, der sehr wohl seine Traditionen aufzuzeigen versteht.
Nehmen Sie sich die Zeit zum Vergleich mit dem Original auf YouTube John Coltrane / Moment's Notice. Zu hören ist hier auch die unverkennbar eigene Spielweise John Coltranes am Saxophon, die er entwickelte und damit den Weg zum Free Jazz mit bereitet hat.
Übrigens: Wem es noch nicht aufgefallen sein sollte... Selbst die Bilder von Antje sind nach einem Jahr nun um einiges anders
Antje Rößeler - ein MusikerportraitStart | im "Blue Note" | "Blaue Fabrik" | Probenzeit | Sven Icke | Saxstall
Februar 2016: Antjes Århus-Zeit liegt hinter ihr. Und sie fragt, "how was Århus", also, was hat es musikalisch gebracht? Am 16. Januar in diesem noch jungen Jahr 2016 konnte man es hören bei ihrem Auftritt im nun schon legendären "Saxstall Pohrsdorf".
Seit lägerem ist das wirklich eine der musikalischen Kultstätten auf einem der Dörfer rund um Dresden. Kaum zu glauben, wer alles schon dort war und mitten in einer schier unermeßlich anmutenden Saxophonsammlung musiziert hat. Und gerade die jungen Musiker bekommen hier ihre Auftritte. Ein umgebauter Kuhstall mit vielfältigsten musikalischen Angeboten eines absolut "musikverrückten", Saxophon spielenden Apothekers - sorry, das durfte einfach nicht unerwähnt bleiben, er hat es allemal verdient!
Und Antje gibt selbst noch einen Hinweis, indem sie drei interessante Stücke aufzählt, die sie mit ihrem "Antje Århus-Trio" mit Adrian Christensen (b), Daniel Sommer (dr) dort eingespielt hat und auch hier zum Anhören frei gibt: "Light Blues" (eigene Komposition), "Århuslyd" (freie Improvisation) und "(Antje smashed the time) In her own sweet way" (Jazzstandard seit 1955, Dave Brubeck) - hier zu hören auf der Seite "Saxstall".
Ja, was nun hat Antje die Århus-Zeit musikalisch gebracht? Lassen Sie mich das mit Hilfe einer Jazz-Prominenz beantworten, die sich zur Frage äußert, wie man denn letztlich Jazzmusiker wird?
Kein geringerer als Helge Schneider meint: Man muß es wollen - und einfach tun. Man kann es auch studieren. Schadet meistens nichts, denn man braucht musikalisch herausragende Kompetenzen. Aber was dann kommt, ist wichtig. Und darum geht es hier: Jazz ist eine Musik, der man sich möglichst ganz verschreibt oder gar nicht. Ein bißchen Jazzer gibt es nicht. Helge sagt:
"Jazzmusiker wird man, wenn man das wird."
Und, was bei Antje hier mit allen ihren Aktivitäten am Werden ist, kann man nicht zuletzt an diesen neuen Liedern heraushören und war bei ihrem Auftritt im Saxstall allemal auch live zu erleben: Antje ist m. E. erkennbar jazziger geworden, beim Schreiben wie im Spiel. Auch ihr freies Spiel kommt ein gutes Stückchen mutiger daher. Jedenfalls finde ich das so ziemlich bemerkenswert.